Stellungnahme zu Vorwürfen des Bloggers „Telegehirn“

Mit unserer Streitkultur stimmt etwas nicht

Ein anonymer Blogger namens Telegehirn diffamiert mich auf seiner Website. Worum es solchen Leuten tatsächlich geht, wird schnell beim Durchlesen des Artikels über mich deutlich: Es geht offenbar darum, die berufliche und persönliche Lebensgrundlage zu zerstören.
Jana KnebelJana Knebel

Um es einmal vorweg zu nehmen: Momentan herrscht in Deutschland eine zweifelhafte Streitkultur. Einzelne Worte werden in Argumentationen aus dem Zusammenhang gerissen und als Argument genommen, um das Gegenüber in jeweils eine ideologische Ecke zu stellen, ohne die Intention oder tatsächliche Geisteshaltung des anderen zu überprüfen. Sachlichkeit und ergebnisoffenes Diskutieren ohne ideologische Scheuklappen und ohne Lagerbildung ist seit einiger Zeit kaum noch möglich. Entweder man befindet sich in der Ecke der Gutmenschen oder ist ein Nazi. Aber so dürfte es mittlerweile vielen aus der Mitte der Gesellschaft gehen, die sich online an Diskussionen beteiligen. Allein die bloße Annahme über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe rechtfertigt scheinbar schon jedes Mittel des Angriffs. Besonders beliebt ist bei Personen aus dem extremen rechten oder linken Spektrum aus der (vermeintlichen) Anonymität heraus zu agieren, um den politischen Gegner durch Hetzkampagnen oder persönliche Angriffe zu diffamieren und zu bekämpfen.

Insbesondere dann, wenn es an inhaltlichen Argumenten mangelt, wird gerne auf dieses Mittel zurückgegriffen.

So auch geschehen im Herbst 2015, als ein Blogger namens Telegehirn, auf seiner anonymen Webseite einen Text über mich veröffentlichte, der unter anderem auch auf der extrem umstrittenen Internetplattform linksunten.indymedia geteilt und verbreitet wurde. Dieser Fall ist ein Paradebeispiel, an dem man sehr gut erkennen kann, wie solche „Kämpfer für das Gute“ arbeiten:

Sie reißen einzelne Aussagen aus dem Zusammenhang, ignorieren Fakten, die nicht in ihr Bild passen, und erzeugen so den Eindruck, den sie erzeugen möchten. Es hat den Anschein, dass diese Leute nicht zwischen einer geistigen Konstruktion bzw. ihrem Wunschdenken und der Realität unterscheiden können.

Nach meinem Eindruck unterstellte mir der Blogger beispielsweise, zur „neuen Querfront“ zu gehören und belegte das Ganze mit einem Facebookeintrag aus dem Jahr 2010 (!), der suggerieren sollte, dass ich antisemitisch sei und einen Hang zu Verschwörungstheorien habe.

Dieser Vorwurf ist grundlegend falsch und ich weise ihn in aller Form von mir. Die Recherchefähigkeit des Bloggers lassen hier stark zu Zweifeln übrig, denn mit ein klein wenig mehr Durchleuchten meiner öffentlichen Beiträge auf Facebook hätte er das genaue Gegenteil erkennen können.

Seit meiner Schulzeit setze ich mich entschieden gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, sowie für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein.

Worum es diesen Leuten tatsächlich geht, wird schnell beim Durchlesen des Artikels über mich deutlich: Es geht offenbar darum, die berufliche und persönliche Lebensgrundlage zu zerstören. Die angegriffene Person soll aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden und als erklärter Feind seine Lebensgrundlage verlieren.

Wenn diese Leute erstmal einen Feind erkannt haben, wühlen sie so verbissen in der Vergangenheit der zu vernichtenden Person herum, um alles, was derjenigen Person schaden könnte, heranzuziehen. Hierbei ist es völlig egal wie absurd und widersprüchlich die einzelnen Vorwürfe sind.

Es reicht sogar aus, wenn man sich in der Nähe eines öffentlichen Platzes befindet, auf dem eine Demonstration abgehalten wurde, obwohl man selbst gar kein Teilnehmer dessen war.

Der Vorwurf der vermeintlichen Teilnahme und Unterstützung an einer Friedensmahnwache im Frühjahr 2014 und eine anschließende Facebook-Diskussion, ist genau so absurd wie der Vorwurf des Antisemitismus.

Zum besagten Zeitpunkt war ich für längere Zeit in Peking und wurde dort durch meine chinesischen Studenten auf die Demonstrationen in Deutschland aufmerksam gemacht.

Während eines Kurzaufenthalts in Berlin habe ich die Gelegenheit genutzt um mir die Demonstration, über die sogar im chinesischen Internet berichtet wurde, anzusehen. Dass es sich hierbei weniger um eine Demonstration für den Frieden (aktueller Anlass war damals der aufkommende Ukraine-Russland-Konflikt), als vielmehr um eine Demo mit allerlei unseriösen und teils verschwörungstheoretischen Themen (wie z.B. Chemtrails) handelte, konnte ich dann aber erst selbst vor Ort feststellen und habe daher den Platz frühzeitig wieder verlassen. Demonstrationsteilnehmer war ich zu keinem Zeitpunkt.

Auch wenn man sich in der Nähe einer Demonstration oder in einer Gruppe von Menschen befindet, sagt das noch nichts darüber aus, welche Meinung man selbst vertritt oder nach welcher Gesinnung man handelt.

Diese ganzen Informationen wären mit einer einzigen Nachfrage zu klären gewesen, was der Blogger jedoch aufgrund seines verfolgten Ziels absichtlich vermied. Dann nämlich hätte er ebenfalls erfahren, dass ich mich seit meiner Kindheit sozial, gesellschaftlich und politisch in verschiedensten Bereichen engagiere. Vielleicht wäre dadurch sein selbst konstruiertes Feindbild ins Wanken geraten.

Hier mal ein kleiner Auszug meines gesellschaftlichen Engagements der vergangenen Jahre: Teilnahme an „Demo gegen Rechts“ in meiner Heimatstadt, Leitung eines Chors in einer Tagesstätte für psychisch-kranke Menschen, Arbeit in einem Waisenhaus in Accra (Ghana), Pflegekindbetreuung in Berlin sowie Mitarbeit in der Wald-und Meeresgruppe bei Greenpeace und eine betreute Kinderpatenschaft in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Berlin Steglitz.

Alleine durch die unvollständige Auflistung wird die Absurdität des Handelns der selbsternannten Aktivisten, Blogger und „Kämpfer für das Gute“ deutlich. Denn ohne jemanden wirklich persönlich zu kennen und aufgrund eines falsch verstandenen Posts oder einer Meinungsverschiedenheit, wird der Gegenüber persönlich angegriffen, in eine bestimmte Ecke gestellt und soll damit aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden.

Es ist nur natürlich, dass wenn man sich intensiv mit den Problemen unserer Zeit auseinandersetzt, ergebnisoffen auf wissenschaftlicher Basis nach Lösungen sucht, sowie sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzt (und dabei eben nicht eine rosarote Brille trägt), man im Laufe seines Lebens eine Entwicklung durchlebt. Hierbei kann man sich persönlich weiterentwickeln und neue Ansichten gewinnen.

Wie viele andere Stationen in meinem Leben, war auch der längere Aufenthalt in Peking 2013/2014 für mich eine politische Orientierungsphase, die mich dazu veranlasste nach der Rückkehr im Jahr 2015 in die CDU einzutreten. Hier habe ich die mit Abstand größte Übereinstimmung mit den von mir getragenen politischen Zielen gefunden.

Zusatz: Erklärung der amtierenden Ortsvorsitzenden, 7. Februar 2017:

Mit obiger Erklärung von Jana Knebel sind für uns bezüglich der Vorwürfe des Bloggers „Telegehirn“ vom September 2015, die sich obendrein vor allem auf Ihre Zeit vor Eintritt in die CDU Moabit beziehen, keine relevanten Fragen mehr offen.

Zu den aus Jana Knebels CDU-Vorstandszeit stammenden Tweets zur Asylkrise, insbesondere dem Verhalten von Migranten auf der illegalen Balkanroute, welche der Auslöser für die Recherche von „Telegehirn“ waren, stellen wir zusätzlich fest, dass wir an deren politischen Aussagen nicht nur nichts kritisieren, sondern diese Kritik inhaltlich teilen.

Dr. Philipp Lengsfeld (stellv. Vorsitzender), Martin Leuschner (stellv. Vorsitzender)